Weg mit den Verklebungen!

Systemische Narbentherapie nach Boeger | Andreas Hefel und Jürgen Kupferschmid

Die systemische Narbentherapie nach Boeger ergänzt mit ihren eigens entwickelten Grifftechniken eine ganzheitliche Stoffwechseltherapie. Das individualisierte Behandlungskonzept basiert auf den regulatorischen Zusammenhängen und Wechselbeziehungen im menschlichen Körper – von den Muskelund Organketten bis hin zur bedarfsgerechten Versorgung mit lebensnotwendigen Mikronährstoffen.

Narben können zu Dysfunktionen im Körpersystem führen. Das geht zurück auf Adhäsionen, das heißt entzündungsbedingte Verklebungen im Fasziengewebe. Die Folge sind Blockaden und Bewegungen, die in ihrem Ablauf gestört sind.

Aufgrund der erzwungenen Schonhaltung drohen nicht nur der Verlust der Beweglichkeit, sondern auch ein gestörter Stoffwechsel und damit eine nicht ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Mikronährstoffen.

Mit der von David Boeger entwickelten systemischen Therapie lassen sich Narben und Adhäsionen diagnostizieren sowie schnell und dauerhaft lösen.

Wolfgang Grunwald, Leiter Manuelle Therapie im Fachkurhaus und Ausbildungszentrum Seeblick in Berlingen/Schweiz, ist einer von mehr als 3.000 ausgebildeten Therapeuten, welche die eigens entwickelten Grifftechniken erfolgreich anwenden.

Durch seine eigenen Erfahrungen als Patient ist er darauf aufmerksam geworden: „Nach 50 Jahren als aktiver Fußballer waren meine Achillessehnen extrem verklebt und ich konnte nicht mehr regelmäßig Sport treiben.“

Zahlreiche Therapien zeigten bei ihm keinerlei Wirkung – bis ein erfahrener Sportmediziner ihn auf die Narbentherapie nach David Boeger aufmerksam machte.

So begab sich Wolfgang Grunwald bei ihm persönlich in Behandlung und ließ sich anschließend selbst in dieser Technik ausbilden: „Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass diese Anwendung sofort helfen kann – mit nur fünf Behandlungen wurden bei mir sämtliche Beschwerden komplett beseitigt.“

Im Interview mit Jürgen Kupferschmid geht er darauf ein, wie er diese Methode anwendet und welche Erfahrungen er damit in der Praxis macht.

Herr Grunwald, wie hängen die manuelle Narbentherapie nach Boeger und die Stoffwechseltherapie zusammen?

Ist das Fasziengewebe vernarbt oder verklebt, dann kommt es im Körper zu Stauungen. Die Folge sind Fehlhaltungen, die wiederum die Beweglichkeit einschränken und einen gestörten Stoffwechsel verursachen.
Die Körperhaltung und der Stoffwechsel beeinflussen sich gegenseitig. Konventionelle Physiotherapien, die noch mit den klassischen Methoden arbeiten, berücksichtigen diese regulatorischen Zusammenhänge nicht.
Nach mehr als 40 Berufsjahren ist mir das auch erst durch meine Ausbildung zum Boeger-Therapeuten und meine Tätigkeit als Leiter der Manuellen Therapie im „Seeblick“ bewusst geworden. Die manuelle Narbentherapie nach Boeger und die Stoffwechseltherapie ergänzen sich daher ideal.

Das Salusmed-Prinzip steht für einen ganzheitlichen Ansatz, der biochemische und biophysikalische Prozesse gleichermaßen ins Zentrum stellt. Wie kommt dieser ganzheitliche Ansatz bei der systemischen Narbentherapie zum Ausdruck?

Ganzheitlich zu arbeiten bedeutet, auch die Muskel- und Organketten zu berücksichtigen. Kommt es im Fasziengewebe zu einer Stauung, dann gerät die Muskulatur aufgrund der Reaktionskette zwangsläufig unter Zug. Und daraus entstehen wiederum Symptome, mit denen sich die Kurgäste und Patienten an uns wenden.
Die Zusammenhänge zwischen ihren körperlichen Beschwerden und der Ursache erschließen sich ihnen zu Beginn meistens noch nicht – das wird in der Regel erst in der Therapie spür- und messbar. Entstaue ich beispielsweise den Dickdarm, den Dünndarm, die Leber oder die Nieren, dann wirkt sich das direkt auf die gesamte Körperhaltung aus. Der Zug der Muskulatur lässt nach und die Schmerzen, die häufig an einer ganz anderen Stelle im Körper auftreten, bessern sich rasch.
Jeder Therapeut, der nach diesem Grundprinzip arbeitet, hört nie wieder damit auf, denn: Als Teil der gesamten Stoffwechseltherapie lassen sich mit dieser ursächlichen Behandlungsform Erfolge erzielen, die es mit einem symptomorientierten Ansatz gar nicht geben kann.

Welche Fallgeschichten begegnen Ihnen im Praxisalltag?

Zum Beispiel Blinddarmnarben. Sie können zu Schmerzen führen, die in den Unterleib ausstrahlen. Darunter leiden die Betroffenen häufig schon seit Jahren!
Sobald man die Verklebungen im Fasziengewebe löst, werden die Beschwerden schnell besser. Auch bei Frauen, die ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben, sollten die Adhäsionen diagnostiziert werden. Im „Seeblick“ erkennen wir auf diesem Gebiet in jedem zweiten Fall Handlungsbedarf. Woche für Woche lösen wir auch Verklebungen im Brustgewebe von Frauen. In den meisten Fällen führt es bereits nach sieben Tagen zu einer besseren Durchblutung, einem besseren Stoffwechsel und einer besseren Immunabwehr. Somit halte ich dieses Therapiekonzept auch für eine präventive Methode zur Brustgesundheit.
Entzündungen an der Achillessehne sind eine weitere Indikation: Lösen wir Adhäsionen im Bauchraum, dann nehmen die Betroffenen langfristig auch wieder eine bessere Körperhaltung ein – und laufen dadurch wieder schmerzfrei!

Was unterscheidet diese systemische Narbentherapie von anderen Behandlungsformen, die Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn kennengelernt haben?

Was die Boeger-Therapie so wertvoll macht und von anderen Techniken unterscheidet, ist die nachhaltige Verbesserung, die sich damit erzielen lässt. Löst man die Stauungen einmal, dann sind sie dauerhaft weg und kommen auch nicht mehr wieder. Das beobachten wir in der Praxis, seit wir damit das Spektrum der manuellen Behandlungsverfahren Anfang 2015 erweitert haben. Bei den zahlreichen Stammgästen, die regelmäßig zur Stoffwechselkur in den „Seeblick“ kommen, kann ich die Wirkung jetzt über diesen Zeitraum hinweg beobachten: Während die Betroffenen bei einer symptomorientierten konventionellen Behandlung vielfach alle Jahre wieder mit den gleichen Beschwerden zum Therapeuten gehen, ist das mit der Boeger-Therapie völlig anders: Unsere Gäste kommen garantiert nicht mehr mit den gleichen Beschwerden ein Jahr später erneut zu mir in die Sprechstunde! Ich sehe sie dann wieder für eine Lymphdrainage zur Entgiftung oder eine vitalisierende Massage, die ihre Stoffwechseltherapie individuell unterstützt.

Wie wirkt sich das Lösen von Narben und Verklebungen auf den Stoffwechsel aus?

Auch wenn man mit diesen eigens für die Boeger-Therapie entwickelten Grifftechniken vordergründig „nur“ eine Narbe behandelt, wirkt es sich über den Narbenbereich hinaus auf die Körperhaltung und den gesamten Stoffwechsel aus.
Aufgrund der Verklebungen im Fasziengewebe bildet sich in dieser Körperregion eine Haut, die zum Teil so dünn ist wie Papier. Arbeite ich zum Beispiel bei einer Kaiserschnittnarbe nicht ganz vorsichtig, dann reißt mir die Haut – nicht die Narbe – an dieser Stelle ein. Und das liegt an einem gestörten Stoffwechsel, das heißt die Haut wird in diesem Bereich nicht ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt.

Vielen Dank für das informative Gespräch, Herr Grunwald.

Das Interview führte Jürgen Kupferschmid.

Exkurs: Die Haut und ihr Stoffwechsel

Als größtes und funktionell vielseitigstes Organ des Körpers steht die Haut in einer permanenten Stoffwechselbeziehung mit dem gesamten Organismus. Wird sie verletzt, zum Beispiel aufgrund von Unfällen, Operationen, Erkrankungen, eines Blutergusses, eines geschwollenen Knöchels oder auch nur durch Überlastung, einen infizierten Insektenstich oder einen stumpfen Schlag, dann bleiben nach dem Verheilen Narben zurück – sowohl sichtbare, als auch unsichtbare.

Verkleben dann mit der Zeit Hautschichten mit dem Unterhautgewebe, Sehnenscheiden mit Sehnen, Muskelgewebe mit der Knochenhaut und Organe mit Organen, führt das auch zu einem blockierten Stoffwechsel.

In der Konsequenz leiden darunter nicht nur die Entgiftung und Entschlackung, sondern auch die Versorgung mit Mikronährstoffen. Das sind kleinste chemische Bausteine, die der Körper nicht selbst oder nur eingeschränkt selbst herstellen kann. Man bezeichnet sie als essenziell – vor allem die Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, aber auch bestimmte Fettsäuren und Aminosäuren.

Diese lebensnotwendigen Mikronährstoffe, die an allen Stoffwechselvorgängen beteiligt sind, wirken im Körper aufbauend, regulierend, entgiftend und schützend. Grundsätzlich müssen Mikronährstoffe ein Leben lang von außen zugeführt werden. Ist das über die Ernährung nicht möglich, was heute bei den meisten Menschen der Fall ist, dann kann der Bedarf mit Hilfe von individualisierten Präparaten exakt gedeckt werden.

Im Laufe eines Lebens ist er kontinuierlichen Veränderungen unterworfen – zum Beispiel durch den Lebensstil, die Lebensumstände und den Alterungsprozess. Die Mikronährstoffe in der Tabelle sind für die Haut besonders wichtig.

Wolfgang Grunwald

Wolfgang Grunwald ist ausgebildeter Masseur, medizinischer Bademeister und Boeger-Therapeut. Seit Anfang 2015 leitet er im Fachkurhaus Seeblick die Manuellen Therapien, die Teil der Stoffwechseltherapie sind. Dabei schätzt er hoch, dass er seine Erfahrungen mit der Boeger-Therapie in seiner Arbeit mit den Gästen und Patienten laufend weiterentwickeln kann.

Jürgen Kupferschmid

Jürgen Kupferschmid ist Chefredakteur des Magazins „Meine Gesundheit“ und Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der SfGU. Um Gesundheitsthemen aus der Regulationsmedizin erlebnisorientiert zu kommunizieren, setzt er auch den Alterssimulationsanzug GERT ein, der weit verbreitete Einschränkungen älterer Menschen für Jüngere erlebbar macht.

Andreas Hefel

Andreas Hefel studierte Betriebsökonomie an der FH Basel und absolvierte ein Studium für klinische Ernährung. Er ist Gründer des ̃rzte- und Therapeutennetzwerks SALUSMED, Präsident der Stiftung für Umwelt- und Gesundheit (SfGU) und CEO der Hepart Group. Seit 1991 leitet er das Fachkurhaus und Ausbildungszentrum Seeblick in Berlingen/Schweiz.

Weitere Informationen:
Im „Seeblick Talk“ (Folge 4) erzählt der 81-jährige Emilio Vallati, wie Wolfgang Grun-
wald ihn mit der Boeger-Therapie von einer schmerzhaften Entzündung an der Achilles-
sehne dauerhaft befreite – nach einer 3,5-jährigen Ärzte-Odyssee.

Tabelle: Übersicht über Mikronährstoffe und ihre Eigenschaften, ihre natürlichen Quellen und in welcher Grössenordnung sie therapeutisch wirksam sind.

MikronährstoffNatürliche QuellenTherapeutischer Wirkungsbereich
Vitamin A fördert das Wachstum und die Erneuerung der Oberhautzellen.Milchprodukte, Karotten, Spinat, Eidotter, Leber, Fisch800 mcg täglich
Beta-Carotin verleiht der haut einen gewissen (keinen absoluten!) Schutz vor Sonnenlicht.Alle Früchte und Gemüse in grünen und gelb-roten Farbenbis 137 mg täglich
Vitamin E ist wie Vitamin A ein Radikalfänger: Es schützt die Zellen (u.a. auch die Hautzellen) vor freien Radikalen, welche die Alterungsprozesse beschleunigen. Es stärkt ausserdem das Bindegewebe.Getreide, Pflanzenöle, Eier, Nüsse, Fisch100 – 1.000 mg täglich
Vitamin C ist auch ein Radikalfänger. Es ist auch wichtig für die Kollagensynthese. Kollagen sorgt u. a. für ein straffes Bindegewebe.Paprika, Camu Camu, Zitrusfrüchte, Kiwi, Beeren, Kohl, Kartoffeln100 – 5.000 mg täglich
Pantothensäure (Vitamin B5) fördert den Energiestoffwechsel der Haut und sorgt dafür, dass die Hautzellen optimal mit Nährstoffen versorgt werden. Ausserdem kann sie Wasser binden.Champignons, Getreide, Blumenkohl, Broccoli, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Eier10 bis 300 mg täglich
B-Vitamine, vor allem B2, B6 und B12 helfen der Haut, sich zu regenerieren. Sie regulieren ausserdem den Fettgehalt der Haut und sind für den Zellaufbau verantwortlich.Milchprodukte, Getreide, Fisch, Fleisch, Eier, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, Paprika, Kohl5 – 50 mg Vitamin B2, 5 – 100 mg Vitamin B5, 5 – 1.000 mcg Vitamin B12 tgl.
Folsäure wirkt beim Aufbau der Zellen, u. a. bei
der Bildung der Erbsubstanz mit. Ein Mangel beeinträchtigt u. a. die Blutbildung, führt zu Entzündungen der Mundschleimhaut, Nervenschäden und einem gestörten Haarwachstum.
Hefe, Weizenkeime und -kleie, Kalbs- und Geflügelleber, geringe Mengen auch in Obst, gemüse und Fisch100 – 2.000 mcg täglich
Biotin ist für den Aufbau von Haut, Haaren und
Nägel sehr wichtig. Für eine ausreichende Versorgung braucht der Mensch seine Darmbakterien, die es bilden können
Hirse, Leber, Sojabohnen, Eigelb, Nüsse, Haferflocken, Spinat, Champignons100 – 5.000 mcg
Guar und Gummi Arabicum sind wasserlösliche,
präbiotische Ballaststoffe und liefern wichtige Bestandteile für eine gesunde Darmflora. Sie regulieren die Verdauung und fördern die Entgiftung. Zudem liefern sie das pflanzliche Umfeld, welches eine wesentlich verbesserte und gleichmäßigere Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen vom Dünndarm ins Blut (Resorption) gewährleistet.
Verarbeitete Guarpflanze und Gummi Arabicum (z.B. Granulat)1 – 15 g Guar täglich
Calcium ist für den Aufbau und Erhalt von Knochen, Zähnen wie auch kollagenen Fasern unerlässlich. Ihm wird auch eine beschleunigende Wirkung der Wundheilung zugesprochen.Milch und Milchprodukte, grüne Gemüsesorten, Sesamsamen, Nüsse und Mineralwasser100 – 1.500 mg täglich
Zink ist Bestandteil und gleichzeitig Aktivator von vielen Enzymen und ist deshalb unentbehrlich u. a. für die Bildung der Hautstruktur.Nüsse, Hülsenfrüchte, Käse, Getreide, Hafer, Kohl12 – 30 mg täglich